Firmengeschichte

Hecker & Schmid

Hecker & Schmid

Bereits in den frühen 20iger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts orientierten sich der damals etwa vierzig Jahre alte Ingenieur Hans Hecker weg vom seinem Arbeitgeber Ardie in Richtung der Selbstständigkeit und fertigte zunächst in Langenaltheim automatische Schwemmentmistungsanlagen, was seinerzeit eine revolutionäre Neuerung in der Viehzucht war.

Hecker-Fahhradrahmen

Hecker-Fahhradrahmen

Im Jahr 1921 beschäftige sich Hecker dann mit der Fertigung von Fahrrädern mit bruchsicheren Rahmen. Bereits ab ca. 1915 hatte er sich mit der Entwicklung der Fahrräder beschäftigt. Diese Fahrräder stellte er ebenfalls in Langenaltheim her, bevor er ab 1922 begann seine Motorrad-Manufaktur in der Imhoffstraße 24, später in der Maximillianstraße und der Lenaustraße 7 in Nürnberg  einzurichten.

Am 31.8.1922 wurde die Fa. Hans Hecker im Gewerberegister der Stadt Nürnberg (C22/II) angemeldet und von nun an fertigte Hans Hecker dort seine Einbau-Motor- Fahrgestelle die unter dem Namen EMORA an verschiedene Motorradhersteller in Franken vertrieben wurden.

Es handelte sich dabei um fertige Motorradfahrwerke, in die nur noch die Motor-/Getriebeeinheit eingebaut werden musste.

1923 begann Hecker komplette eigene Motorräder zu bauen und produzierte die H1 und die H2, welche mit Motoren von S & G ausgestattet waren und bereits in den ersten Jahren der Fertigung sehr erfolgreich zu Sportveranstaltungen eingesetzt wurden.

Scharrer & Groß produzierte ab 1925 eigene Motorräder, so dass Hecker gezwungen war, J.A.P. -Motoren mit 198 cm³ bis 548 cm³ zu verwenden. Hecker war hauptsächlich in den zwanziger Jahren im Rennsport mit den Werksfahrern Hans Hironmus, Eugen Bussinger, E. Brand und anderen aktiv.

Einbau-Motor-Fahrgestell EMORA

Einbau-Motor-Fahrgestell EMORA

Hironymus fuhr auch für die ebenfalls in Nürnberg beheimatete Firma Zündapp und die Erlanger Motorrad-Manufaktur Ermag. Er erreichte bei der Fränkischen Zuverlässigkeitsfahrt 1924 den ersten Platz und im Jahr darauf sowohl beim Karlsruher Wildparkrennen als auch beim Würgauer Bergrennen den zweiten Platz.

Bei der Reichsfahrt 1923 errang Bussinger den Sieg in der Klasse bis 350 cm³ für Industriefahrer. Zwischen 1924 und 1925 erringen die Hecker Werksfahrer über sechzig erste Plätze auf den mit S & G Motoren angetriebenen Hecker Maschinen.

1929 siegte der Engländer Syd Crabtree auf einer Hecker-J.A.P. beim Großen Preis von Deutschland auf dem  Nürburgring.

Modelle, jetzt mit Trapezgabel anstelle der selbst entwickelten Druidgabel und mit verbessertem Rahmen. So konnten großvolumigere  Motoren verwendet werden, wie der wechselgesteuerten V-Zweizylinder von Motosacoche (MAG) mit 730 cm³

Dieses Motorrad wurde leider nur 1928 gebaut und dann durch eine billigere Version mit 600 cm³ Motor von J.A.P. ersetzt. Auch eine H5 mit 1000 cm³ wechselgesteuerten MAG-Motor war im Angebot.

Ab 1931 begann die Produktion von Hubraum-schwächerer Zweitakter zur Volks-Motorisierung; allesamt ausgestattet mit Motoren von Sachs und ILO mit 73 cm³ und 98 cm³ in der Maximillianstraße in Nürnberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg produzierte Hecker Maschinen mit Hubräumen von 98 cm³ bis 247  cm³ wieder unter der Verwendung von ILO, Sachs und Villiers- Motoren. In den Jahren zwischen 1931 und 1949 gab es so gut wie keine Zweirad-Produktion bei Hecker.

Modelle 1928

Modelle 1928

Hans Hecker verstarb 1942 und hinterließ drei Töchter und seine Ehefrau Maria. Während des Krieges wurden bei Hecker kriegswichtiges Gerät und Munition hergestellt. Während dieser Jahre fertige man zum Beispiel die von Hans Hecker entwickelten und patentierten Kistenschlösser für Munitionskisten.

Zum Ende des zweiten Weltkrieges inventarisierten die amerikanischen Besatzer die Werkzeugmaschinen und das restliche Inventar der Firma als Reparations-Leistungen. Doch bei Hecker hatte man Glück, denn die Maschinen wurden niemals abgeholt und so konnte die Motorrad-Produktion schnell wieder aufgenommen werden. Nach Krieg übernahmen die Schwiegersöhne von Hans Hecker, Paul und Fritz Scharold die Geschicke der Firma und fertigen zunächst, wie viele andere Motorrad-Konfektionäre auch, eine 125 ccm Maschine mit dem bewährten ILO-Motor aus Pinneberg. Paul Scharold war als Geschäftsführer für die Technik verantwortlich und sein Bruder Fritz übernahm die kaufmännische Leitung im Betrieb.

Hecker Blitz Sport

Hecker Blitz Sport

Bei Hecker wurde die K125 das meist gebaute und verkaufte Fahrzeug und war von 1948 bis 1954 in den Katalogen zu finden. Neben diesem „Top-Seller“ wurden Motorräder mit 175ccm Motoren von ILO, Sachs und Villiers konfektioniert. Um die aktuelle Fahrzeugpalette attraktiv weiterentwickeln zu können, verstärkte Paul Scharold seine Technik-Mannschaft schnell durch zwei gut ausgebildete und im Motorradbau erfahrene Ingenieure. Er konnte mit Max Weichenrieder einen guten Mann von Suspa, einem Zulieferer für Fahrwerks-Elemente abwerben. Rudolf Aurich kam von Ardie und brachte neben seiner Erfahrung einen hohen technischen Qualitätsanspruch in die Fahrzeugentwicklung bei Hecker ein. Mitte der Fünfziger Jahre wurde die Palette nach oben mit 200ccm und 250ccm- Ein- und Zweizylinder-Motoren  abgerundet. In der Nürnberger Lenaustraße 7 wurde auch in dieser Zeit viel getestet und erprobt. So gab es bald das Moped mit dem 50 ccm-ILO-Süd-Motor. Das G50R war das erste Vollschwingen-Moped aus deutscher Produktion. Wieder eine Innovation der fränkischen Zweirad-Bauer. Dem G50R wurde schnell ein Transport-Moped zur Seite gestellt. Das Spitzenmodell der Moped-Ära war 1955/56 sicher das Hecker-Blitz Sportmoped.

Das Verkaufs- und Händlernetz von Hecker erstreckte sich in diesen Jahren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland. Natürlich war die lokale Präsenz ebenfalls gut ausgebaut. So wurden Hecker-Motorräder zum Beispiel im bekannten Fahrzeughaus Füglein in Nürnberg vertrieben. Nach Aussagen von ehemaligen Mitarbeitern waren die Verkaufshochburgen im Rheinland und im Rhein-Main-Gebiet. Hier gab es gut sortierte Auslieferungsläger, welche den Nachschub an die kleineren Händler sicherten. Eines dieser Auslieferungsläger wurde beispielsweise von Toni Hardt in Unkel am Rhein betrieben. Das Nürnberger Unternehmen war Mitglied im Verband der Fahrrad- und Motorrad-Industrie und auch regelmäßig  mit repräsentativen Messeständen auf der IFMA in Frankfurt am Main vertreten.

Messe

Hecker auf der IFMA in Frankfurt 1953

Auch wenn Hecker-Motorräder Deutschlandweit einen guten Ruf hatten und entsprechend gut verkauft wurden, konnte sicher nicht von einer „Motorrad-Fabrik“ gesprochen werden, selbst wenn Hecker diesen Titel in der Geschäfts-Korrespondenz verwendete. Eher war es wohl eine Manufaktur bei der jeder Mitarbeiter vielseitig einsetzbar sein musste. Die Tanks, Schutzbleche und Felgen wurden z.B. von den Lehrlingen zu Fuß zum Lackierer getragen und die Verpackung der Motorräder übernahmen ebenfalls die Lehrlinge. Und das natürlich neben der Tätigkeit in der Serien-Fertigung und in der Entwicklung. So waren auch die Konstruktions- und Entwicklungsabteilung in einer Halle mit der Endfertigung untergebracht.

Die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge stellte Hecker auch in dieser Zeit immer wieder bei Sport-Veranstaltungen unter Beweis. Bei den damals sehr Publikums- und werbewirksamen Zuverlässigkeitsfahrten errangen Hecker-Motorrädern unter den Fahrern Hans Best, Heinrich Weitzer und Helmut Radke ungezählte, herausragende Erfolge.

Das alles konnte jedoch der Wirtschaftskrise und der damit einhergehenden Rezession der Zweirad-Industrie nicht standhalten und Hecker schloss die Tore im Jahr 1956 für immer.

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